Hagebutte-Hundsrose
Rosa canina
Die Hundsrose ist uns vor allem als Hagebuttenstrauch bekannt und ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Rosengewächse. Sie wird oft auch als Heckenrose bezeichnet, was nicht ganz richtig ist, da die Heckenrose (Rosa corymbifera) sich u.a. in der Größe der Blüten (viel größer als die der Hundsrose) unterscheidet und kaum Stacheln aufweist. Die Hagebutten der Hundsrose sind rot, während die der Heckenrose orangerot gefärbt sind. Da jedoch beide Hagebuttensorten essbar sind und sich in der Inhaltsstoffen kaum unterscheiden, werde ich im Text keine Unterschiede zwischen diesen beiden in Hecken wachsenden Wildrosen tätigen.
Die Hundsrose hat neben dem Namen Hagebutte oder Hagebuttenstrauch auch noch weitere Namen, so u.a. Hagrose, Hainrose, Wilde Heiderose, Hiefenstrauch, Wildhips, Heckenrose, Heideröschen, Dornrose, Zaunrose, Hundsdorn, Schlafdorn, Buddel, Bottel, Butterrösle, Hetschepetsch usw. Ihr Name Hundsrose bedeutet nicht, dass sie in irgendeiner Weise etwas mit Hunden zu tun hat, sondern es bedeutet, dass man sie überall finden kann. "Canina" in ihrem lateinischen Namen bedeutet nämlich auch so viel wie "hundsgemein". Es kann aber auch sein, dass die Wildrose ihren Namen als Hundsrose bekam, weil man der Ansicht war, dass sich die Zusammenballung des Bösen in der Wucherungen der Gallwespe widerspiegelte, die man damals Rosen- oder Schlafäpfel nannte. Man verwendete diese gegen die Tollwut, die damals als Hundswut bezeichnet wurde, denn es war damals schon bekannt, dass diese Krankheit durch den Biss eines Hundes übertragen werden konnte. Ursprünglich bezog sich der Name Hagebutte auf den Weißdorn, der ebenfalls rote Früchte trägt, hagan gleich Dornenstrauch, Weißdorn vom germanischen haga(n), was so viel wie "Gehege" bedeutet. Die Hundsrose ist die mit Abstand häufigste wildwachsende Rosengattung bei uns in Mitteleuropa. In dem Volkslied "Sah ein Knab ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden" kann eigentlich nur die Hundsrose gemeint sein.
Die Geschichte der Hagebutte kann man bis ca. 3.000 v.Chr. zurückverfolgen, doch man kann ohne weiteres davon ausgehen, dass die Menschen schon viel früher die Früchte dieser Wildrose nutzten. Bei unseren keltischen und germanischen Vorfahren, die die Hagebutten als Nahrungs- und Heilmittel verwendeten, spielte die Hundsrose auch eine große spirituelle Rolle. Bei den Germanen galt sie als Symbol der Fruchtbarkeitsgöttin Freya. Der germanischen Muttergöttin Holla (Holda, Hollermutter, Hel, Hulda, Holle usw.) soll der Strauch der Hagebutte zum Trocknen ihres Schleiers gedient haben. Der blühende Dornenbusch soll bei unseren Vorfahren auch als Sinnbild des Feuers gegolten haben. Die Kelten räucherten mit den Zweigen der Hagebutte oder sie nutzten das Holz zum Verbrennen ihrer Toten. Die dornigen Sträucher der Wildrose, aber auch des Weiß- und Schwarzdorns (Schlehe) wurden von unseren Vorfahren gern als Umfriedung von Gehöften und Weiden angepflanzt, da sie vor wilden Tieren und Feinden schützten, aber auch vor bösen Geistern, denn die dornigen Ausläufer der Hagebutte boten auch viel Raum für Aberglauben. So glaubte man, dass es Zwerge und Unholde - später kamen noch die Hexen dazu - in den Sträuchern ihr Unwesen trieben und Mensch und Tier mit ihren langen Fingern festhielten, wenn diese das Gestrüpp durchstreiften. Doch die Rose ist seit Urzeiten auch das Symbol der Frau und Göttin in ihrem Fruchtbarkeitsaspekt und somit Sinnbild der Erotik (siehe Freya). So ist die Rose auch in der Antike schon von vielen Völkern als Sinnbild der Fruchtbarkeit und Liebe verehrt worden. Bei den alten Griechen war die Rose Aphrodite zugeordnet. Bei den Römern stand die Rose als Sinnbild für Lebensfreude, Luxus, Verschwendung und natürlich für die körperliche Liebe und Fruchtbarkeit. Diese heidnische Vergötterung war natürlich in späteren Zeiten der mittelalterlichen christlichen Kirche regelrecht "ein Dorn im Auge". So wurde die Rose zum Attribut Marias und wurde ein Symbol der Enthaltsamkeit, der Unbeflecktheit und ein Schutzsymbol gegen alles Böses, vor allem gegen Hexen und ihre Flüche. Man wandelte das Symbol der Rose hinsichtlich der körperlichen Liebe einfach um in das Symbol der himmlischen Liebe, der Reinheit und Sittlichkeit. Im Volk wurde die Hagebutte vor allem gegen Hexerei und Flüche eingesetzt und man nagelte die Früchte sogar ans Fenster, um diese abzuwehren. Welche große Rolle die Rose in den Köpfen der damaligen Menschen spielte, zeigen die Märchen von Dornröschen oder der Rosenprinzessin oder die Wartburgsage vom Rosenwunder der Landgräfin Elisabeth. Viele Herrscherhäuser und Adelige führten die Rose in ihrem Wappen.
Hagebutten galten schon früher als Heil- und Stärkungsmittel und wurden bei Erkältungen und Harnwegserkrankungen sowie Stärkung des Immunsystems eingesetzt. Ebenso waren sie der ideale Vitaminspender im Winter, wo es sonst an frischem Obst und anderen Vitaminspendern mangelte. Schon die Kelten schworen auf die Wirkungsweise der kleinen roten Früchte und Hippokrates nutzte die Hagebutten als Mittel gegen verschiedenste Entzündungen. In der Volksheilkunde wurden und werden Hagebutten gegen Magen-und Darmbeschwerden, bei Durchfall, aber auch Verstopfung und zur allgemeinen Regulierung der Darmfunktionen eingesetzt. Die Hundsrose wirkt aufgrund ihrer Inhaltsstoffe zusammenziehend, kühlend, abführend, entzündungshemmend sowie nerven- und immunstärkend. Unsere Hagebutte ist ein Kraftpaket, wenn es um Vitamine geht. Sie wartet mit Vitamin C (71 %), Vitamin A (87 %), Vitamin E (29 %) sowie Vitamin K (32 %) auf, ebenso sind B1, B2,B6, Pektine, Fruchtsäuren, Zucker, Gerbstoffe, Mangan, Kalzium, Magnesium und Flavonoide sowie Antioxidantien enthalten. Diesen Wirkstoffen hat die Hagebutte ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten zu verdanken. Laut wissenschaftlicher Untersuchungen kann die Hagebutte dazu beitragen, dass die Herzgefäße nicht mit Fett verstopft werden und somit für die Gesundheit des Herzens beitragen. Damit können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Herzinfarkte verhindert bzw. es kann ihnen vorgebeugt werden. In der Pflanzenheilkunde wird die Hagebutte zur Schmerzlinderung bei Arthrose verwendet, was mittlerweile auch wissenschaftlich bewiesen wurde. Ebenso sollen sie den Blutdruck senken. Auch eine Wirkung zur Vorbeugung gegen Krebs wird ihr nachgesagt. Ihre entzündungshemmenden Eigenschaften tragen weiterhin dazu bei, dass viele entzündliche Prozesse gelindert werden können, so u.a. Akne.
Die Blütenblätter der Hundsrose sammeln wir in der Zeit zwischen Juni und Juli. Wenn wir hier nur vorsichtig die Blütenblätter abzupfen und "den Rest stehen lassen", können wir gewiss sein, dass wir im Herbst auch noch Hagebutten ernten können (siehe Selbstbestäubung). Die beste Erntezeit der Hagebutten ist Ende Oktober bis Anfang November. Geerntet werden sollte nur an sonnigen Tagen, da dann der Vitamin-C-Gehalt am höchsten ist. Ideal ist es, wenn Hagebutten schon Frost abbekommen haben. Das sieht man daran, dass die Schale glasig wirkt und das Fruchtfleisch nicht mehr fest, sondern musartig ist. Bei reifen, aber noch festen Hagebutten lassen sich die Kerne aber am einfachsten entfernen. Nach dem Waschen werden die Hagebutten, sobald man das schwarze untere Ende der Frucht abgeschnitten hat, halbiert und die Kerne entfernt. Meist werden die Kerne weggeworfen, was eigentlich sehr schade ist, denn auch diese kann man weiter verarbeiten. Sie enthalten fettes Öl, Eiweiß, geringe Mengen Invertzucker, Spuren von Vanillin und Lecithin, organische Säuren, aber nur wenig Vitamin C. Siehe Rezepte. Laubblätter können das ganze Jahr über gesammelt werden. Beim Trocknen der Hagebuttenfrüchte geht leider ein sehr großer Anteil des Vitamin C verloren.
Beschreibung
Die Hundsrose ist ein sommergrüner Strauch mit langen überhängenden Ästen und Zweigen, die bogenförmig hinabhängen. Der Strauch erreicht eine Höhe von 2 bis 3 Metern, kann aber auch noch höher werden. Durch die weitausladenden Äste ist ein Hagebuttenstrauch meist breiter als höher. An den Ästen befinden sich die Dornen, die eigentlich Stacheln sind. Diese sind meist sehr kräftig und hakig gestaltet. Die Laubblätter, die in Blattstiel und Blattspreite gegliedert sind, sind wechselständig angeordnet und haben eine frischgrüne Farbe. Ein Blättchen besteht aus 5 bis 7 Fiederblättchen. In der Zeit von Juni bis Juli erscheinen die hellrosaroten, seltener weißen oder kräftig rosafarbenen Blüten, die ungefüllt sind und nicht duften. In dieser Zeit ist der Hagebuttenstrauch regelrecht mit einem Blütenmeer übersät. Die Blüten sind nur wenige Tage geöffnet. Zwischen den fünf Kronenblättern sind der Griffel und die Staubblätter (zwischen 20 bis 100 an der Zahl) sehr gut zu erkennen. Die Blüten besitzen übrigens keinen Nektar. Bestäubt werden die Blüten von verschiedensten Insekten, Schmetterlinge wird man hier aber nicht finden. Doch auch eine Selbstbestäubung ist möglich. Hieraus entstehen dann die uns wohlbekannten Hagebutten, die als Sammel-Nussfrüchte bezeichnet werden. Die Samen bzw. Kerne sind von einem fleischigen Fruchtbecher umschlossen, der im September bis in den Oktober hinein seine rote Farbe erhält, die durch Karotinoide hervorgerufen wird.
Anwendung
* schwaches Immunsystem
* Vitamin-C-Mangel
* Magen-Darm-Beschwerden
* Durchfall
* Erkältungen
* grippale Infekte
* Vorbeugung Herz-Kreislauf-Probleme, Schlaganfall und Herzinfarkt
* zu hoher Blutdruck
* Arthrose-Schmerzen
* Akne und schlechtes Hautbild
* chronische oder akute Entzündung der Harnwege
* Gallen-, Nieren- und Blasenbeschwerden
* Blasen- und Nierensteine
* wirkt gegen freie Radikale
* Rheuma (knorpelschützend)
* Arthritis
* Gicht
* Rückenschmerzen
* Arteriosklerose
* zu hohe Cholesterin-Werte
* Diabetes
* vorbeugend gegen Krebs
Das Öl der Hagebutte, welches aus den Kernen hergestellt wird, ist dafür bekannt, dass es sich positiv auf die Narbenbildung auswirkt und auch Faltenrückbildung begünstig. Ebenso ist es einsetzbar bei
* Hautgeschwüren
* lichtbedingter Hautalterung
* Ekzemen
* Psoriasis (Schuppenflechte)
* Wundheilung
* Straffung und Regenerierung der Haut
* verbesserte Zellerneuerung
* Regulierung des Hautstoffwechsels.
Auch wenn der Hagebutte im Jahr 1990 von der Kommission E noch eine Wirksamkeit gegen Gelenkschmerzen abgesprochen wurde, ist mittlerweile durch mehrere Studien das Gegenteil belegt worden. So haben z. B. Mediziner der Universität Freiburg festgestellt, dass diese nicht nur bei Gelenkproblemen helfen, sondern auch eine hohe entzündungshemmende Wirkung haben. Dies ist auf den reichlich enthaltenen Pflanzenstoff Galaktolipid zurückzuführen. Es liegen zur Wirksamkeit noch weitere tiefgehende Forschungsergebnisse vor. Übrigens wurde mittlerweile festgestellt, dass Hagebutten, in Pulverform eingenommen, die besten Ergebnisse erzielen.
Neueste Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf weitere Einsatzgebiete der Hagebutte, die aber noch nicht wissenschaftlich belegt sind. Hier handelt es sich um Einsatzmöglichkeiten als Anti-Aging-Mittel, zu hohe Blutfettwerte, Ödeme, Harnwegserkrankungen, Übergewicht oder als Stoffwechsel-Pusher.
Dänische Forscher haben in Tierversuchen an Meerschweinchen festgestellt, dass ein Extrakt aus Hagebutten die Bildung des braunen Hautfarbstoffes hemmt, worin man z.B. eine Möglichkeit zur Milderung oder Beseitigung von Altersflecken sieht.
Tierversuche zeigten auch, dass Hagebutten durch den in ihnen enthaltenen Wirkstoff Tilirosid wirksam bei Diabetes und gegen Fettablagerungen im Körper sowie im Blut wirksam sein könnten. Hier wird weiter geforscht.