Akelei
Aquilegia
Akeleien bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Hahnenfußgewächse. Der lateinische Name lautet Aquelegia. Meist wird die deutsche Bezeichnung "Akelei" auf das lateinische Worte "auquila" zurückgeführt, was Adler bedeutet, womit darauf verwiesen wird, dass der Sporn dieser Pflanze wie der Schnabel und die Krallen eines Adlers geformt ist. Es gibt noch andere Deutungen. So soll laut einer Aussage von Esther Gallwitz dieser Name von Hildegard von Bingen überliefert worden sein, die das althochdeutsche Wort "Aglaia" oder "agleya" verwendete, welches eine Ableitung des indogermanischen "ak" sein könnte, was so viel wie "spitz" oder "scharf" bedeutet. Im Volksmund wird die Pflanze auch "Taubenblume", "Tauberin" oder "Fünf Vögerl zusamm" genannt, was auf die Ähnlichkeit der fünf Blütenblätter zu fünf im Kreis sitzenden Vögeln hindeutet. Aber die Akelei hat noch weitere Namen, die auf ihre besondere Schönheit und das interessante Aussehen hinweisen, so u.a. "Frauenhandschuh", "Kapuzinerhütel", "Pfaffenkäpple" oder auch "Venuswagen" sowie "Aglei" oder "Schlotterhose". Letztere Namensgebung findet man vorwiegend in der Schweiz. Von der Akelei gibt es 70 bis 75 Arten, die zumeist in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel verbreitet sind. Die ursprünglichen Akelei-Arten sind vor etwa 6 Millionen Jahren aus dem zentralasiatischen Verbreitungsraum hervorgegangen. Es heißt, die Besiedlung Nordamerikas durch Akelei-Arten sei nur durch die im Pliozän geöffnete Landverbindung von Beringia erfolgt.
Wir konzentrieren uns in diesem Artikel vorwiegend auf die Gemeine Akelei, die auch als Gewöhnliche Akelei oder Wald-Akelei bezeichnet wird. Ihre Blüten sind relativ groß, ca. 3 bis 5 cm und meist blau. Doch auch violette, rosafarbene oder sogar weiße Variationen sind möglich. In unserer Gegend kann man aber auch die Schwarze Akelei (Aquelgia atrata) oder die Alpen-Akelei (A. alpina) finden. Zusätzlich gibt es mittlerweile verschiedene Zuchtformen, die in Gärten und Parkanlagen ihr Zuhause gefunden haben. So unterschiedlich all diese Arten sind, haben sie doch eine Gemeinsamkeit: Ebenso wie der Lotos ist die Benetzbarkeit der Blattoberfläche so gering, dass das Wasser in Tropfen abperlt und die auf der Oberfläche haftenden Schmutz-partikel bei Regen von der Pflanze abgeschwemmt werden.
Die Pflanze bevorzugt kraut- und grasreiche Mischwälder, besonders gern wächst sie in lichten Buchen- oder Eichenwäldern oder in der Nähe von Hecken, auf relativ trockenen Rasenflächen oder im Saumbereich von Wiesen, da sie einen frischen nährstoff- und basenreichen Boden liebt. Die Gemeine Akelei ist in ihrem Bestand gefährdet (auch wenn sie sich in letzter Zeit wieder ein wenig erholt hat), da die trockenen Wiesen, auch Magerwiesen genannt, immer weniger werden und die ursprünglichen Mischwälder in Nadelholzreinkulturen (siehe Fichte) umgewandelt wurden. In Brandenburg gilt sie sogar als ausgestorben, in einigen anderen deutschen Bundesländern ist sie in ihrem Bestand stark gefährdet. 1985 wurde sie in Deutschland als eine der ersten Pflanzen zur "Blume des Jahres" gekürt. Obwohl sich die Gemeine Akelei durch verschiedene Maßnahmen in ihrem Bestand wieder ein wenig erholt hat (u.a. weil heute wieder mehr Wert auf Mischwälder gesetzt wird), gelten Akelei-Arten nach dem Bundesnaturschutz-gesetz (Bundesartenschutzverordnung) als "besonders geschützt". Dies bitte beachten, wenn man sich die Heilkraft dieser wunderschönen Blume zunutze machen möchte. Entweder man erwirbt Trockengut oder man pflanzt sie im eigenen Garten mittels Saatgut an. Auch alle Züchtungen, die es für den Garten zu kaufen gibt, haben eine Heilwirkung. Also kurz gefasst: Wildwachsende Akeleien stehen unter Naturschutz!
In der europäischen Mythologie wurden der Akelei aufgrund ihres zarten und außergewöhnlichen Aussehens die Fähigkeit des Liebeszaubers zugesprochen. Zusätzlich galt sie lange Zeit vor dem Christentum als Aphrodisiakum für Männer. Ebenso wurde sie empfohlen, um durch Zauberei gehexte Impotenz rückgängig zu machen. Ihr Samen fand auch in verschiedenen Hexensalben Verwendung. Ihre Blüten kamen als Einlage in magischen Amuletten zum Einsatz. Es heißt, dass die Kurtisanen an Königshöfen den Samen kauten, um ihre erotische Ausstrahlung zu erhöhen. Auch glaubte man, dass man den Samen, zu Pulver zerrieben, nur auf die Handfläche streuen bräuchte und jede Frau, die man damit berührte, würde sofort sexuell erregt und willig. Denn die Akelei stand für die Sexualkraft des Mannes, für Verführung und Liebe. Der Samen fand auch später bei der Herstellung von aphrodisierenden Parfüms seine Anwendung. Ihre Rolle in der Antike oder bei den Römern wird unterschiedlich interpretiert. Einige Autoren sagen, dass sie hier keine Rolle gespielt habe, an anderer Stelle heißt es wiederum, dass im antiken Rom den vestalischen Priesterinnen jeglicher Kontakt mit der Pflanze verboten gewesen sei. In der nordischen Mythologie war die Akelei der Fruchtbarkeitsgöttin Freya, der Göttin des Frühlings, des Glücks, der Liebe und der Lehrerin des Zaubers geweiht. Die Akelei galt als Symbol für Verführung und der Liebe. In der christlichen Mythologie gehörte die Akelei (ebenso die Madonnenlilie) mit zu den bedeutendsten Blumen und galt als Symbol der Bescheidenheit und Demut. Sie soll den Heiligen Geist und das kommende Heil symbolisieren. Dies ist auch ein Grund, warum Akelei in früheren Zeiten und auch noch heute oft als Grabpflanze eingesetzt wurde und wird.
Im Mittelalter wurde Akelei als Heilmittel gegen Gicht und Rheuma, gegen Verdauungsprobleme und sogar gegen Läuse und andere Hautparasiten eingesetzt. Auch bei Leberleiden fand sie ihre Verwendung, ebenso bei Gelbsucht und Ödemen. Historisch wurde Akelei auch gegen Skorbut verwendet. Auch Hildegard von Bingen widmete sich dieser Blume und empfahl sie u.a. bei Fieber und Milchschorf. Ein Aberglaube empfahl, bei Unfruchtbarkeit einer Frau Akelei ins Bettstroh zu legen.
Heutzutage hat die Akelei ein wenig ihren Ruf als Heilpflanze verloren, vermutlich gibt es dafür einen Grund: Die Akelei wird als giftig eingestuft, auch wenn sich das leichte Gift beim Trocknen oder durch Erhitzen verliert. Doch bei einem Verzehr von 20 g der frischen Blätter kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen, die sich in Form von Atemnot, Übelkeit mit Erbrechen, Herzbeschwerden und/oder Durchfall sowie Krämpfen äußern. Noch giftiger als die frischen Blätter sind aber die Samen der Akelei, die u.a. Magnoflorin und ein blausäurebildendes Glycosid aufweisen. Da sich das Gift, wie oben beschrieben, beim Erhitzen verflüchtigt, verwendet man die Akelei bei Verdauungsbeschwerden, sie soll gegen Rheuma und Gicht wirksam sein und den Stoffwechsel anregen. Äußerlich in Form von Waschungen oder Umschlägen soll Akelei bei verschiedenen Hautproblemen hilfreich sein.
In der Akelei sind in den Blättern und Blüten Magnaflorin, Berberidin, Öl, Schleim, Lipasen, Nitritglycosid und ein blausäureabspaltendes Glycosid enthalten. Diese finden wir auch in den Samen, hier ist das das blausäurebildende Glycosid in weit höherem Maße enthalten, zusätzlich Fettsäuren (Palmitin- und Linolsäure).
Da Akelei aber unter Naturschutz steht und aufgrund des in ihren Pflanzenteilen enthaltene Blausäure-Glykosid, das auch krebserregend ist, sollte man Akelei heute nicht mehr als Heilpflanze verwenden. Es gibt andere Pflanzen, die in ihrer Wirksamkeit bei den entsprechenden Krankheiten wirkungsvoller sind. Und zusätzlich freuen sich die Hummeln, die, angelockt durch den Nektarduft und die intensive Blütenfarbe, mit ihren langen Rüsselchen die Pflanze bestäuben und hier Nahrung finden. Vielleicht noch ein kleiner Hinweis: In der Wald-Akelei sind einige starke Reizgifte enthalten, die vor allem bei empfindlich reagierenden Menschen auf der Haut Brennen oder Rötungen auslösen können. Es soll auch schon zur Bildung von Bläschen auf der Haut gekommen sein.
Beschreibung
Akelei-Arten sind mehrjährige (meist drei- bis fünfjährige) bis ausdauernde krautige Pflanzen. Das reich verzweigte Wurzelsystem bildet schlanke, leicht verholzende Rhizome mit bleibender Pfahlwurzel als Überdauerungsorgan. Mit der Zeit erweitert sich die Pflanze oberhalb des Wurzelhalses in Form einer verdickten Sprossbasis oder Kormus, der an oder unterhalb der Bodenoberfläche bleibt. Diese Struktur hilft der Sprossachse bei der Überwinterung. Mit beständigem Wachstum über mehrere Saisonen hinweg, bilden sich neben der primären Blattkrone Seitenknospen, die neue Wachstumsachsen formen. An einer Pflanze stehen mehrere aufrechte, meist verzweigte Stängel zusammen. (Quelle: Wikipedia)
Die Wald-Akelei zeigt dunkelblaue bis lila Blüten, seltener rosa oder weiß, mit einem kurzen Sporn. Sie ist eine ausdauernde, mehrjährige Pflanze, die in jedem Jahr neue Blüten und Samen ansetzt. Sie blüht ungefähr in den Monaten zwischen April und Juli, während die Samen ungefähr im August ihren Reifegrad erreicht haben. Die Pflanze übersteht den Winter, indem sie sich in Form von Wurzelstöcken, den sog. Rhizomen, zurückzieht und im Frühjahr wieder aus den Überwinterungsknospen neu austreibt.
Anwendung
* Erkrankungen von Leber und Milz
* Gelbsucht
* Heilmittel bei Wunden
* Wassersucht
* Gallenleiden
* Geschwüre im Mund
* Fieber
* Gicht und Rheuma
* Verdauungsprobleme
* Läuse und Hautparasiten
* Milchschorf
* Hautausschläge und Fisteln
In der heutigen Zeit hat die Akelei - auch aufgrund der in ihr enthaltenen Wirkstoffe Magnoflorin sowie einem Blausäure bildenden Glycosid - kaum mehr eine medizinische Bedeutung. In der Homöopathie wird sie bei Menstruations-beschwerden, Augenschwäche und überreizten Nerven angewandt.