Stumpfblättriger Ampfer
  
  
Rumex obtusifolius
Der Stumpfblättrige Ampfer  gilt wohl als eines der Unkräuter auf Wiesen, Feldern und Weiden, die am  meisten gefürchtet sind, da er nicht nur als Platzräuber gilt, sondern auch ein  Nährstoffkonkurrent für Futterpflanzen ist. Ebenso wird durch ihn das Grundfutter  durch seinen relativ hohen Gehalt an Oxalsäure und Gerbstoffe verringert. Oft  kann man auf kleineren Feldern und Wiesen sehen, wie Bauern seine Triebe  abschneiden, um das Aussamen seiner Fruchtstände zu verhindern. Doch wer kennt  ihn schon außer den Bauern und Beschäftigten im Gartenbau, obwohl er mit einer  Wuchshöhe von 50 bis 120, manchmal sogar bis 140 oder 150 cm viele Pflanzen  überragt? Zusätzlich gibt es viele Verwandte, die ihm sehr ähnlich sehen. Der  bekannteste Vertreter davon ist wohl der Sauerampfer. 
Der Stumpfblättrige Ampfer  gehört zur Familie der Knöterichgewächse aus der Gattung der Ampfer und hat  viele Synonyme bzw. Volksnamen. So ist er als Pferdeampfer, Stumpfblatt-Ampfer,  Saukraut, Grindwurz, Bardenwurzel, Lendenwurz, Bubenkraut, Strupf-, Stripp-  oder Schorflattich, Lendenkraut, Wilder Tabak, Ochsenzunge, Butterweckenkraut  oder Kuhzunge bekannt. Manche kennen ihn aber auch als Großer Sauerampfer oder  Blacke. Und er hat – je nach Region – noch viele weitere Namen. Das Wort  „Ampfer“ kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet bitter
Rumex obtusifolius wächst  überwiegend in Mitteleuropa und siedelt sich sogar in Höhenlage bis zu 1600 m  an. In Deutschland kann man ihn überall finden. Obwohl er ursprünglich aus  Europa, Asien und Nordafrika kommt, tritt er heute weltweit fast überall auf.  Er wächst auf Wildwiesen, an Wegrändern und unbewirtschafteten Flächen, wo er  oft gemeinsam mit einem seiner Verwandten, dem Krausen Ampfer, zu finden ist.  Er liebt nährstoffreichen Ton- und Lehmböden, siedelt sich an Grabenrändern,  Schuttplätzen und vor allem feuchten Böden wie Flussufern an. Er gilt vor allem  auf Schnittwiesen und Weiden als Überdüngungs- und Störzeiger. Obwohl Pferde  und Schafe ihn aufgrund seines Oxalgehaltes meiden, kann es bei sehr starkes  Besatz bei diesen Tieren zu Vergiftungserscheinungen kommen. Auch im Futter für  Kleintiere, wie z.B. für Kaninchen, ist der Stumpfblättrige Ampfer nicht  besonders beliebt, da es durch die Oxalsäure zu einem Kalziummangel kommen  kann. Dadurch wird die Kalziumaufnahme vermindert und somit der gesamte  Kalziumstoffwechsel negativ beeinflusst.
Doch diese Pflanze hat  nicht nur ihre Schattenseiten. Gerade in der heutigen Zeit, wo wir feststellen  müssen, dass es zu einer drastischen Reduzierung der Insekten kommt, bildet der  Stumpfblättrige Ampfer eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Falterarten.  Ich möchte hier nur einige nennen, wobei ich auf die lateinische Bezeichnung  verzichte: Da wären die Raupen des Großen und des Kleinen Feuerfalter, der  Ampfer-Rindeneule, der Graubaunen Seidenglanzeule, Uferstauben-Markeule,  Auenschuttflur-Blättereule, des Raukenspanners und noch einige andere Arten  (Quelle: Wikipedia). 
Aber nicht nur die Raupen  der vielen Falter haben die Bedeutung des Ampfers erkannt, auch die Menschen  wussten schon seit langer Zeit von seinen Vorteilen. Schon im Altertum waren  die Ampfer-Arten als Gemüse- und Heilpflanzen bekannt. Die Blätter nutzte man  als Auflagen bei Hautekzemen und zur Beschleunigung der Wundheilung, zur  Kühlung u.a. bei Sonnenbrand und Insektenstichen. Allgemein kann man sagen,  dass der Stumpfblättrige Ampfer (sowie alle anderen Arten) ideal zum Kühlen von  „heißen“ Entzündungen ist. Die Samen nutzte man bei Durchfall von Tieren. Auch  zu Tabak wurde er gemischt. So fanden (und finden auch heute noch) die frischen  Blätter Verwendung als Zutaten von Spinat, Mischsalaten oder in Brühen und die  Samen als Gewürz. Doch ähnlich wie der mit ihm nahe verwandte Rhabarber sollte  Ampfer wegen seines hohen Oxalsäure-Gehaltes nur in Maßen, nicht in Massen  genossen werden.
    Auch in der heutigen  Volksmedizin hat er in eingeweihten Kreisen keine geringe Bedeutung, was sich  schon anhand einiger seiner Namen erkennen lässt. Die Wurzeln sind hilfreich  bei verschiedenen Hautleiden (Grindkraut) und auch bei Verstopfung, die Samen  zur Blutreinigung, bei Ekzemen und anderen Hautproblemen und (im Gegensatz zum  Wurzelstock) bei Durchfall. Die Blätter gelten heute noch als Geheimtipp bei  schlecht heilenden Wunden, weil durch sie die Heilung beschleunigt werden soll.  Neben den Samen, Wurzeln und Blättern findet auch der frische Pflanzensaft  seine Verwendung. 
    Interessant fand ich den  Bericht von Dietlinde v. Neuhaus, den ich im Internet gefunden habe, die über  die Heilkraft der Blätter berichtet. Sie erzählt, dass nach dem Ziehen eines  Zahnes die Wunde nicht heilen wollte und sich sogar zur einer schlimmen  Nervenentzündung entwickelte und die Ärzte schon ratlos waren. Nach ihrem  Bericht wurde sie von einer alten Dame angesprochen, die erzählte, dass sie als  Allgäuer Bäuerin mit den Blättern des Stumpfblättrigen Ampfers viele Wunden  geheilt hätte. Nach Anraten dieser alten Kräuterkundigen legte sie sich frische  Blätter auf die schmerzgeplagte Wange und konnte erstaunt feststellen, wie die  im Mund eiternde Wunde innerhalb von Stunden zu heilen begann. Frau von Neuhaus  empfahl später auch einer anderen Frau dieses Heilmittel, die sich ebenfalls  mit einem gezogenen Zahn herumquälte und die Wirkung der Blätter erleben  durfte. Dietlinde v. Neuhaus gibt den Rat, schon vor dem Ziehen eines Zahnes  sich mit frischen Ampferblättern zu versorgen und diese im Kühlschrank in einem  Gefrierpflastikbeutel aufzubewahren. Sie schreibt, dass ca. 5 Blätter gleich  nach dem Zahnarztbesuch auf die Wange aufgelegt werden sollten, damit der  Heilungsprozess eingeleitet werden kann. Sobald sie welk geworden sind, werden  sie durch neue frische Blätter ausgewechselt. Auch über Nacht sollte diese  Blätterauflage (befestigt durch Watte und Kopftuch) mindestens 3 Tage lang  angewendet werden. Auch frische Schnittwunden können mit den frischen Blättern  versorgt werden. In Salben verwendet, soll die frisch geerntete Wurzel,  geschabt und mit Rahm verrührt, eine wertvolle Hilfe bei Hautausschlägen sein.  In der „Kölbel`s Kräuterfibel“ heißt es, dass die Blätter frisch oder erwärmt  auf nässende Ekzeme aufgelegt werden sollen, um hier die Heilung  voranzutreiben. Auch bei der Behandlung von Hautflechten sollte man es mal mit  dieser Heilpflanze versuchen. Diverse Quellen berichten von innerlicher  und/oder äußerlicher Anwendung. 
  Die Inhaltsstoffe  des Ampfers sind vorwiegend Gerbstoffe, Gerbsäure,Vitamin c, sowie A und B6,  Eisen, Ballaststoffe, Magnesium, Kalzium und Kalium sowie verschiedene Proteine  sowie Glykoside. Folgende Inhaltsstoffe gelten als schädlich für die  Gesundheit: Oxalsäure (wie beim Rharbarber), Flavonglycoside und Anthrachinone.  Ampfer wirkt abführend oder stopfend (je nach Pflanzenteil), antianämisch, also  blutbildend, blutreinigend, adstringierend, harntreibend und tonisch. Aus  diesem Grund wird er auch gern bei Frühjahrskuren eingesetzt, auch aufgrund  seines hohen Vitamin-C-Gehalt. 
Erntezeit der jungen Blätter zur Verwendung von Salaten u.ä. ist der Frühling, die Wurzeln werden im Herbst gesammelt, da sie in dieser Zeit den höchsten Wirkstoffgehalt besitzen. Möglich ist auch das zeitige Frühjahr, wenn sich die ersten Triebspitzen zeigen. Die Blätter sind in kleinen Mengen roh verwendbar. In größeren Mengen empfiehlt es sich diese in Salzwasser auszukochen, weil sich dadurch der Oxalsäure-Gehalt bedeutend verringert. Die Samen bilden sich kurz nach der Befruchtung aus und können bis in den September oder Oktober gesammelt werden.
Beschreibung
Der Stumpfblättrige Ampfer ist eine ausdauernd krautige, überwinternd grüne Pflanze mit einer Wuchshöhe von ca. 120 m, selten höher. Er weist, wie alle Knöterichgewächse, eine häutige Scheide des Blattstielgrundes auf. Der Ampfer besitzt mehrere aufrechte Stängel, die kahl und gerillt sind und sich öfters leicht rötlich zeigen. Die Grundblätter sind breit elliptisch oder eiförmig, sind ca. 15 bis 40 cm lang und weisen eine Breite von 10 bis 15 cm auf mit einem glatten, flachen Blattrand, ab und zu auch leicht gewellt. Die Stängelblätter, die einen kürzeren Blattstiel aufweisen wie die Grundblätter, besitzen eine schmale eiförmige Blattspreise und werden nach oben hin immer kleiner. Alle Blätter weisen einen deutlichen Mittelnerv auf. Der Ampfer bildet, so wie auch seine Verwandten, einen großen, rispigen und breiten und entständigen Gesamtblütenstand mit aufsteigenden Verzweigungen (in der oberen Hälfte blattlos), an dem 10 bis 25 grünliche, später rötliche unscheinbare Blüten stehen, die sich in lockeren scheinquirligen Teilblütenständen darbieten. Sie sind zwittrig. Aus ihnen bilden sich kurze Zeit nach der Befruchtung die Früchte, die als einsamige Nüsse bezeichnet werden. Der Ampfer bildet bis ca. 7.000 Samen aus, der 40 Jahre keimfähig ist. Die Nussfrüchte sind dunkelbraun bis rötlich braun gefärbt, glänzend und 2 bis 3 mm lang sowie 1,2 bis allerhöchstens 2 mm breit. Sie sind eiförmig und scharf dreikantig. Doch es findet auch eine Vermehrung durch Schösslinge aus dem Wurzelstock statt, aber auch ein Austrieb aus der Pfahlwurzel ist möglich.
    Anwendung
Ampfer wird in der Naturheilkunde innerlich und äußerlich angewendet.
*  Hautprobleme wie Hautflechten, Hautgeschwüre und Ekzeme
    * schlecht  heilende, auch eiternde Wunden
    * Verstopfung  (Wurzeln)
    * Durchfall  (Samen)
    * zur  Blutreinigung
    * Anämie
    * schwaches  Immunsystem
    * für  Frühjahrskuren (bitte in Maßen)
In der Tiermedizin und auch in der Pharmazeutischen Industrie werden Inhaltsstoffe des Ampfers als Bestandteil für viele Produkte genutzt.
Aufgrund des Oxalsäure-Gehaltes sollten schwangere und stillende Personen sowie Menschen, die an Gicht und Nierensteinen leiden, auf alle Ampfer-Arten verzichten. Allergiker sollten ebenfalls sehr vorsichtig mit diesem Heilkraut umgehen.


