Braunelle
Prunella vulgaris
Die Kleine Braunelle, auch Gemeine oder Gewöhnliche Braunelle genannt, hat viele Namen: St. Antonikraut, Brunelle, Brünikraut, Bruni, Gauchheil, Prawenwurz, Selbstheil, Blauer Guckguck, Gunsel, Halskraut, Mundfäulkraut, Mundfäulzapfen und je nach Region noch weitere Namen. Und doch kennt sie kaum einer - die Pflanze mit dem lat. Namen Prunella vulgaris. Die meisten haben von diesem kleinen Pflänzchen vielleicht nur im Zusammenhang mit Gundermann oder vielleicht auch dem Kriechendem Günsel gehört, wenn es um Verwechslungsmöglichkeiten geht. Andere kennen sie wiederum als störende Unkrautpflanze im ach so wunderschön gepflegten Rasen, auf dem sie sich mit ihren bodendeckendem dichtem Teppichwuchs schnell und ungehindert ausbreitet. Obwohl sie ein wahrer Magnet für Bienen und andere Insekten ist, wird sie hier ohne Gnade ausgemerzt. Dabei ist diese kleine, fast unscheinbare Pflanze ein wahrer Heiler und braucht sich hinter ihrem großen und bekannten Bruder, dem Gundermann, wahrhaft nicht zu verstecken. In früheren Zeit trug diese kleine unscheinbare Pflanze sogar den Namen "Gottheil" und sie war auch in Europa als wertvolle Heilpflanze bekannt und geschätzt.
Die Kleine Braunelle, auch als Gemeine oder Gewöhnliche Braunelle bezeichnet, gehört zu den Braunellen, die sich wiederum in die Familie der Lippenblütler einreihen. Pflanzen der Gattung Braunella findet man in ganz Mitteleuropa sowie anderen gemäßigten Klimazonen in Nordamerika und Asien. In den trockeneren Gebieten findet man die Verwandte der Kleinen Braunelle namens Großblütige Braunelle (P. grandiflora) vor. Es gibt auch noch eine dritte Art, die bei uns heimisch, aber sehr selten zu finden ist, das ist die Weiße Braunelle (P. laciniata). In Mitteleuropa finden wir diese weit verbreitete Pflanze im Flachland ebenso wie im Hochgebirge, wo sie in einer Höhe bis zu etwa 2000 Metern wachsen. Die Kleine Braunelle liebt nährstoffreiche, leicht feuchte Erde in sonnigen Lagen. Man findet sich meist auf Wiesen, Feuchtgebieten, an lichten Wäldern und Weiden und an Wegrändern.
In der Mythologie spielt die Kleine Braunelle so gut wie keine Rolle bzw. es liegen dazu kaum mehr Erkenntnisse dazu vor. Dafür aber als Heilmittel. Das Gottheil, wie die Kleine Braunelle auch genannt wurde, war ein altes Universalhausmittel, vor allem wenn es um Halsbeschwerden ging. Doch sie fand auch im Kampf gegen die Diphtherie, die auch Bräune genannt wurde, erfolgreich ihren Einsatz. Hierdurch erhielt sie vermutlich auch ihren Namen. Bekannt ist auch, dass man die Pflanze in Wein gesotten und damit Wunden ausgewaschen hat oder dieser Wein wurde bei Schmerzen und inneren Blutungen getrunken. Doch sie wurde auch bei Leber-Gallen-Erkrankungen, altersbedingte Sehprobleme, Lymphdrüsenschwellungen oder Aphasie (Sprachprobleme) nach einem Schlaganfall eingesetzt.
Während die Kleine Braunelle während des Triumpfzuges der chemisch hergestellten Medikamente hier in Europa ihre Bedeutung fast total verlor, sieht dies in Asien, vor allem Indien und China, wiederum ganz anders aus. Hier wird dieser kleinen Pflanze mit den vielfältigen Möglichkeiten große Beachtung geschenkt. Die zusammenziehende und vor allem Bakterien abtötende Wirkung wurde mittlerweile von chinesischen Medizinern wissenschaftlich nachgewiesen. Inhaltsstoffe der Kleinen Braunelle sind u.a. Gerb- und Bitterstoffe, ätherische Öle, fette Öle, Flavonoide, Campher sowie Saponine, Vitamin A und C, und weitere Wirkstoffe. Ebenso ist in der Pflanze Rosmarinsäure enthalten, die vor ultravioletter Strahlung schützt. Aus diesem Grund wird die Kleine Braunelle auch in der Kosmetikbranche eingesetzt. In der Volksmedizin setzt man auch heute noch die Braunelle wegen ihrer bakterientötenden, blutbildenden, fieber- und blutdrucksenkenden Wirkung ein. Auch bei der Wundheilung, bei Verbrennungen, bei zu starker Menstruation und bei Hämorrhoiden ist sie ein wirksames Kräutlein. Ebenso ist bei der Kleinen Braunelle neben der antibiotischen auch eine antivirale und sogar antioxidative und antidiabetische Wirkung zu verzeichnen, was dieses Kraut für uns sehr interessant machen dürfte.
Geerntet wird das gesamte oberirdische Kraut in der Zeit der Blüte, das in von Juni bis September. Auf Wiesen, die gemäht werden, kann diese Pflanze auch ein 2. Mal blühen. Das Kraut schonend an einem hellen, warmen, aber nicht sonnigen Ort trocknen oder frisch verwenden als Presssaft oder in z.B. in Salaten (vor der Blüte sammeln).
Beschreibung
Der Stängel der Kleinen Braunelle wächst aufrecht und kann eine Höhe zwischen 5 bis sogar 30 cm erreichen, während die Laubblätter gegenständig angeordnet sind und sich in Blattstiel und Blattspreite gliedern. Die Blattspreite (Hauptteil des Blattes) ist eiförmig bis elliptisch mit ganzen, teilweise auf gekerbtem Rand. So wie auch der Gundermann und der Kriechende Günsel ist die Kleine Braunelle in der Lage, sich über oberirdische Ausläufer, die später verwurzeln, zu vermehren. Die Kleine Braunelle gehört zu den sog. Hemikryptophyten,, das sind Pflanzen, deren Überdauerungsknopsen an der Erdoberfläche liegen (Quelle Wikipedia). Auf diese Weise ist es der Pflanze möglich, den Samen über Regen zu verbreiten, der herausgeschleudert wird, aber auch eine Ausbreitung durch Huftiere als sog. Zufallsausbreitung ist möglich. Der Samen entsteht durch die Befruchtung der etwa 1 cm großen fast blauvioletten Blüten mit einer auffälligen Ober- und Unterlippe mittels Insekten, meist Bienen und Hummeln. Die zumeist 6 Blüten stehen in sog. Scheinquirlen am Stängelende und bilden eine köpfchenförmige Scheinähre aus, welche sich am Ende der Reifezeit der Früchte verlängert. Die Tragblätter in der Ähre selbst sind braunviolett gefärbt. Die Blütezeit der Kleinen Braunelle ist von Juni bis August und sogar bis in den Oktober, je nach Region, was sie sehr gut vom Gundermann und Kriechenden Günsel unterscheidet, die bedeutend eher blühen. Die Fruchtreife erfolgt ca. ab August oder später. Der Samen gilt als Lichtkeimer und ist sehr langlebig.
Anwendung
* Bluthochdruck
* Geschwüre im Mund- und Rachenraum, einschließlich Kehlkopfentzündungen
* zu starke Menstruation
* Fieber
* Durchfall und Erbrechen
* inneren Blutungen
* Magen- und Darmerkrankungen
* Diabetes
* Rückenschmerzen
* Kopfschmerzen
* Hepatitis
* Tuberkulose
* Brustdrüsenentzündung
* Wundheilung
* Atemwegserkrankungen
* Lymphdrüsenschwellungen
* Herpes (auch bei resistenten Erregern)
* ADS (ADHS)
* Lernproblemen
* Stärkung des Immunssystems
Bei der Kleinen Braunelle sind bisher keine Nebenwirkungen, Interaktionen und Kontraindikationen bekannt. Man kann sie als Tee, in Pulverform, Tinktur bzw. Urtinktur nutzen.
Interessante wissenschaftliche Erkenntnisse aus Asien und Amerika
ADS/ADHS
Im Jahr 2010 erfolgte eine Patentanmeldung der Firma Dongkook Pharmaeceutical aus Südkorea hinsichtlich eines wässrigen bzw. alkoholischen Extraktes der Braunelle zur Behandlung von ADS/ADHS und deren Begleiterscheinungen wie Lern- und Kommunikationsproblemen sowie psycho-sozialen Störungen. Eltern von Kindern mit ADS/ADHS, die Medikamente wie Ritalin ablehnen, könnten hier evtl. eine gute Alternative mit einem Braunellen-Tee finden, der nicht nur gut schmeckt, sondern auch nicht mit den extremen Nebenbelastungen der chemischen Präparate aufwartet. Auch bei sehr unruhigen Säuglingen kann ein Tee aus Braunelle sehr hilfreich sein.
Herpes (auch resistente Formen)
Ebenso ergab eine chinesische Studie, die sich mit dem Auftreten von drogenresistenten Herpes-Viren beschäftigte, dass Extrakte aus der Kleinen Braunelle aufgrund ihrer antiviralen Wirkung hervorragend zur Bekämpfung von Herpes-Erkrankungen (Aciclovir-resistenten Herpes-Formengeeignet ist, auch für diejenigen, die sich Antibiotika gegenüber resistent erweisen. Studien aus Kanada bestätigten mittlerweile diese Erkenntnisse.
HIV/AIDS
Aber auch für Menschen, die mit HIV infiziert sind, könnte die Kleine Braunelle ein großer Hoffnungsschimmer sein. In einer 1989 in China durchgeführten Studie ( Hani D. Tabba, R. Shihman Chang, Kevin M. Smith: Isolation, purification, and partial characterization of prunellin, an anti-HIV component from aqueous extracts of Prunella vulgaris. In: Antiviral Research. Band 11, Nr. 5–6, 1989) wurde festgestellt, dass vor allem der Inhaltsstoff Polysaccarid Prunellin, der in der Kleinen Braunelle zu finden ist, in gewissem Maße gegen das HI-Virus aktiv ist. In China wird die Braunelle mittlerweile zur Eindämmung dieses Virus sowie bei der AIDS-Bekämpfung eingesetzt.
Tuberkulose
In Asien, wo die Kleine Braunelle schon seit Jahrtausenden in der Traditionellen Chinesischen Medizin gegen Bluthochdruck, Krebs, Hepatitis u.a. eingesetzt wird, wurde und wird auch die Tuberkulose mit dieser Pflanze behandelt. Gerade in unserer Zeit, wo durch die Einwanderung vieler Menschen aus Afrika wieder Krankheiten eingeschleppt werden, die bei uns schon fast vergessen waren - u.a. die Tuberkulose - ist es gut zu wissen, dass auch hierfür ein Kraut gewachsen ist. Dies ist besonders wichtig, da der wichtigste Erreger der Tuberkulose, Mycobacterium tuberculosis, oft gegen Antibiotikum resistent ist. Wikipedia sagt zu Tuberkulose und deren Ansteckung folgendes: "Die Übertragung erfolgt in der Regel durch eine Tröpfcheninfektion. Die Haupteintrittspforte ist die Lunge. Die Infektion der Lungen führt zur Knötchenbildung und Zerstörung des Lungengewebes sowie zur Streuung tuberkulöser Herde im Körper. Unterernährte und geschwächte Menschen sind besonders anfällig für die Erkrankung. Heute ist etwa jeder dritte Mensch auf der Welt mit Mycobacterium tuberculosis infiziert. Vor allem in Dritte-Welt-Ländern fällt die Behandlung mit Antibiotika schwer, da sie sich über Monate hinzieht. Darüber hinaus gibt es immer mehr Fälle, bei denen der Erreger gegenüber vielen Antibiotika resistent ist. Jedes Jahr sterben an Tuberkulose 2 Millionen Menschen und sie ist neben AIDS und Malaria die weltweit am weitesten verbreitete Infektionskrankheit." (Quelle Wikipedia)
Herz-Kreislauf-Erkrankungen u.a.
Studien aus Südkorea zeigen auf, dass die Kleine Braunelle auch bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Problemen hilfreich ist. Hier wird vor allem die Arteriosklerose (Arterienverkalkung) genannt. Sie soll außerdem Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugen können. Die Forscher sehen dafür die Ursache im entzündungshemmenden Effekt des Pflanzenextraktes auf die Blutgefäßzellwände. Ferner heißt es, dass auch ein unerwünschtes Wachstum von weichen Muskelzellen innerhalb der Gefäße reduziert wird. (Quelle: http.//symptomat.de/Kleine_Braunelle)