Essigbaum
Rhus typhina
Dieser Essigbaum, auch Hirschkolbensumach genannt, gehört zur Familie der Sumachgewächse und stammt ursprünglich aus Nordamerika. Hier ist er vorwiegend in Kanada, Iowa, Neu-Schottland, Mississippi, Georgia, Florida und Alabama anzutreffen. Er gelangte im 17. Jahrhundert nach Europa und ist heute vorwiegend auch in Deutschland, Tschechien, in der Schweiz, Frankreich, Rumänien und in Italien zu finden. Neu nach Europa gekommen, konnte der Essigbaum erst einmal keinen Siegeszug landen, wie so viele andere aus Amerika eingeführte Pflanzen. Erst Ende des 20. Jahrhunderts wurde das Interesse hiesiger Gärtner geweckt und man pflanzte ihn in öffentliche Anlagen und in viele Gärten. Hier ist er gerade im Herbst ein wunderschöner Anblick, auch wenn er sich ohne Kontrolle sehr schnell ungehindert ausbreitet. Im Herbst zeigt sich dieses Ziergehölz in seiner ganzen Pracht und Schönheit. Seine Blätter färben sich in den verschiedensten Gelb- und Orangetönen und nehmen ab Oktober eine leuchtend rötliche Färbung an. Ebenso prachtvoll zeigen sich die jungen, kräftigen Zweige in einem warmen Braun und in einer filzigen Ausführung, die an ein mit Bast gewachsenes Hirschgeweih erinnert.
Sie gaben der Pflanze auch den deutschen Namen "Hirschkolbensumach" oder den englischen Namen "staghorn sumac". Die großen, rotbraunen Fruchtstände, die sich aus den kolbenartigen Blüten entwickeln, ragen wie dicke Kerzen an den Ästen nach oben und bestehen aus vielen kleinen und behaarten Nüsschen. Hier in Mitteleuropa sind 3 Sorten des Essigbaumes vertreten, "Dissecta", "Laciniata" und "Tiger Eyes". Auf die Unterschiede dieser Sorten möchte ich an dieser Stelle aber nicht näher eingehen.
Doch warum heißt nun der Essigbaum "Essigbaum"? Diesen Namen verdankt er seinen Früchten, welche eine Säure enthalten, die nach Essig schmeckt. Richtig gelesen, die Früchte sind genießbar, so wie der ganze Baum. Aber ist der Essigbaum nicht giftig? Nein bzw. nur sehr gering. Der Milchsaft unseres Essig-baumes kann bei empfindlichen Menschen zu Hautreizungen führen. Im Buch "Giftpflanzen, Pflanzengifte. 4. Auflage. Nikol, Hamburg 1994, ISBN 3-933203-31-7, S. 616–617" von Roth, Daunderer, Kormann steht: "...ist der Grad der Giftigkeit gering oder sogar fraglich." Nun könnte man sich fragen, warum denn der Essigbaum einen Ruf als giftiges Gewächs bekommen hat. Ganz einfach, dass hängt mit einem Teil seiner Verwandtschaft zusammen, der wirklich giftig ist. Im Mittelmeerraum und in Vorderasien wächst der Rhus coriaria, auch Gerbersumach genannt, der schon in der Antike bekannt war. So legte man schon damals seine Früchte in Essig ein.
Die Früchte sind also nicht giftig? Nein, sind sie nicht. Schon die Ureinwohner Nordamerikas, die Indianer, verwendeten ihn als Heilmittel. Die Früchte wurden bei Erkrankungen der Lunge eingesetzt, die Wurzeln als blutstillendes Mittel und es wurde ein Getränk hergestellt, das aus Wasser und den Früchten besteht, welches einen hohen Gehalt an Vitamin C vorweisen kann. Diese Limonade wird als "Indian Lemonade" bezeichnet. Zuweilen werden die Früchte auch bei der Essigherstellung verwendet. Die Indianer nutzten den Essigbaum aber auch für ihre Kriegsbemalung, denn aus der inneren Rinde wurde eine hellgelbe Farbe hergestellt, die man auch für das Färben von Stoffen verwendete. Aus der inneren Rinde der Wurzel wiederum wurde ein Tee zur Linderung innerlicher Beschwerden hergestellt. Traditionell sammeln auch heute noch in Ohio die Kinder in der Herbstzeit bis in den frühen Winter hinein die roten Beeren des Strauches und brauen daraus eine rosafarbene Limonade, ähnlich der, die die Indianer schon zubereiteten. Die säuerlichen Samen sind erfrischend und durstlöschend und können im getrockneten Zustand Tees beigegeben werden, denen sie ein leicht säuerliches und doch pikantes Aroma verleihen.
Doch auch den Europäern sind Essigbäume sowie deren Eigenschaften schon sehr lange bekannt. Es ist nachgewiesen, dass die Mauren im 12. Jahrhundert in Spanien Den Sumaq-Anbau betrieben und die Beeren des Baumes dann im 16. Jahrhundert - wiederum durch die Mauren - in die Apotheken Mitteleuropas kamen. Auch die Griechen verwenden seit Jahrtausenden die Beeren des Essigbaumes als Gewürz.
Im Mittelmeerraum und in Vorderasien wächst der sog. Gerber-Sumach, lateinisch Rhus coriaria. Dessen Früchte wurden schon in der Antike mit in den Essig gegeben, um diesem eine stärkere Säure zu verleihen. Im arabischen Raum verwendete man ihn auch zum Färben von Teppichen und stellte aus den Samen, den man in Wein kochte, ein Mittel gegen Durchfall, Darmerkrankungen und bei zu starker Menstruation her. Äußerlich wurde er bei vaginalen Pilzerkrankungen verwendet. Ebenso soll er bei Blasenleiden helfen. Im vorderen Orient war der Sumach schon früher - und ist es auch heute noch - ein beliebtes Gewürz. Von hier stammt auch der Name Sumach, abgeleitet vom arabischen Sumaq. Sumaq, auch Sumach genannt, ist auch heute noch ein typisches Gewürz des Mittleren Ostens und wird in Salaten, in Reiseintöpfen und Fleischgerichten verwendet. Im Iran und in der Türkei streut man ihn als verfeinerndes Gewürz über die fertigen Gerichte. Auch im Libanon verwendet man ihn, hier kombiniert mit getrocknetem Thymian. Diese Gewürzmischung, die den Namen "Zahtar" trägt, sowie den vorher beschriebenen Sumaq kann man in diversen Fachgeschäften kaufen. Aber man kann auch einfach die Früchte unseres heimischen Essigbaumes trocknen, diese mörsern und sich sein eigenes Gewürz herstellen. Wenn die Beeren getrocknet werden, erhalten sie beim vollendeten Trocknungsvorgang eine dunkle, ziegelrote Farbe. Der Essigbaum wird heute für die Gerbstoffproduktion angebaut, übrigens auch in Deutschland.
Beschreibung
Der Essigbaum Rhus typhina, der in unseren Gärten vor Parkanlagen wächst, kann bis zu acht Meter hoch werden. Es gibt aber Sorten, die kleiner oder größer werden können. In der Regel werden sie bis zu 20 Jahren. Man hat aber schon Exemplare gefunden, die fast 100 Jahre alt geworden sind. Der Baum, der oft eher wie ein Strauch aussieht, ist mehrstämmig und verzweigt. Die gefiederten Blätter variieren in ihrer Größe, von 10 bis 60 cm Länge. Sie können bis zu 30 Unterblätter haben. Die Blätter und Blattstiele sind behaart. Die Form er Blätter ist lang und sie haben eine zugespitzte Form. Von Frühjahr bis in den frühen Herbst zeigen sich sie im leichtem Grün, meist aber sind sie hellgrau gefärbt. Dies ändert sich im späten Herbst, wenn die Zauberin Natur die Blätter in scharlachrote oder leuchtendes Orange taucht und den Baum in ein Wunderwerk der Natur verwandelt. Sobald alle Blätter ausgetrieben sind, erscheinen auch die Blüten, die sich aus den braunen, filzigen und ebenfalls behaarten Knospen entwickelt haben. Sie sind gelbgrün bis leuchtend rot gefärbt und stehen aufrecht wie große Kerzen. Die aus ihnen entstandenen Früchte sind im August ausgewachsen und Ende des Herbstes reift. Dies ist auch die Zeit der Ernte. Es sind Steinfrüchte mit einem Durchmesser von ca. 4 mm, deren Kern von roten Haaren umgeben ist. Die Wurzeln des Essigbaumes haben es in sich. Sie breiten sich in einem Umkreis von über 10 Metern aus und können dort wieder neue Pflanzen austreiben lassen. Dies sollte man beim Einpflanzen eines Essigbaumes beachten. Es gibt aber Möglichkeiten, das ungehinderte Fortpflanzen zu verhindern.
Anwendung
* Vitamin-C-Mangel
* schwaches Immunsystem
* Lungenerkrankungen
* Durchfall
* Darmerkrankungen
* zu starke Menstruation
* Pilzerkrankungen im Vaginalbereich
* Blasenprobleme