Flieder
Syringa vulgaris
Der wilde Flieder, der zur Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae) gehört, wuchs ursprünglich im Balkangebiet und im mittleren Osten. Bereits die Araber pflanzten den Flieder mit seinen üppig blühenden und wundervoll duftenden Blüten in ihren Gärten an. Er wurde im 10. Jahrhundert von den Mauren nach Spanien eingeführt und soll im Jahre 1565 durch einen österreichischen Gesandten an den Wiener Hof gelangt sein, von wo er seinen Siegeszug in die Gärten und Parks Mitteleuropas antrat. Der türkische Name von Flieder lautet "Lilac". Aus diesem Namen wurde im deutschsprachigen Raum das Wort "lila", weil es eine Bezeichnung für eine hellviolette Farbe noch nicht gegeben hatte. Die ca. 20 bis 25 Arten des Flieders sind vorwiegend in Südosteuropa und in Asien verbreitet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts widmeten sich Züchter in England und Frankreich diesem wohl ältesten Zierstrauch Europas und so entstanden vielfältige, wunderschöne Züchtungen. Später widmeten sich auch Holland und die USA dieser wundervollen Pflanze.
Da der Flieder erst ziemlich spät in unsere Gefilde kam, kann er nicht, wie viele einheimische Pflanzen, mit diversesten Volksnamen aufwarten. In einigen Gegend ist er aber als Kuffdemäd, Huckauf, Flöören, Pfingsterbloume oder Kattensteert u.ä. bekannt. So ranken sich auch kaum Geschichten um diesen im Frühjahr so betörend blühenden Strauch. Im Germanischen wurde früher der Holunder als Flieder betitelt, weswegen dessen Beeren auch heute noch Fliederbeeren genannt werden. Dies hat aber nichts mit dem wirklichen Flieder zu tun. Als der Siegeszug des Flieders in Europa begann, wurde er als Symbol der Liebe gesehen. Besonders der weiße Flieder wurde mit der unschuldigen Liebe in Verbindung gebracht. Er bekam auch in der Traumdeutung eine Rolle zugewiesen. Er ist das Sinnbild für Sehnsucht und Romantik und steht für Lebenskraft und den ewigen Kreislauf des Lebens. Seine Blüten symbolisieren Liebe, Mitgefühl und Treue. Flieder ist heutzutage auch zum sog. Vatertag beliebt. Mit ihm werden Kutschen, Böllerwagen oder auch die Hemden der Männer geschmückt. Diese Tradition soll daraus hervorgegangen sein, dass zu damaligen Zeit der Vatertag in einer Art Herrenpartie (so wie auch heute) begangen wurde und die Kutschen, mit denen man die Ausflüge unternahm, mit Flieder bedeckt wurden. Der besondere Farbton und der betäubende Duft standen Pate für viele Gedichte, die dem Flieder gewidmet waren. Auch viele Maler waren fasziniert von dem herrlichen Farbenspiel der Fliederblüten, die fast mit einer überirdischen, feierlichen und traumhaften Aura umgeben waren.
In der Volksheilkunde fand der Flieder vor allem mit seinen wundervoll duftenden Blüten, aber auch mit den Blättern, der Rinde und den Früchten seinen Einsatz. Der Flieder enthält in seinen Bestandteilen viele Bitterstoffe, die ihn zu einem Heilmittel mit unterschiedlichsten Anwendungsgebieten machten. So war er bald als Heilpflanze gegen Fieber und Verdauungsprobleme, als Schmerzmittel und zur Beruhigung des Nervensystems bekannt. Im Flieder, vor allem in den Blättern, der Rinde und den Früchten, finden wir ätherische Öle, Syringin, Farnesol, Anisaldehyde und vor allem Bitterstoffe vor, die für die fiebersenkende Wirkung verantwortlich sind und sich auf die Verdauung positiv auswirken. Zusätzlich wirkt er schmerzlindernd, sedativ, tonisierend, desinfizierend und sogar antineuralgisch. In Russland stellen Naturheilkundige ein Fliederöl her, dass bei Rheumaerkrankungen schmerzlindernd sein soll. Ätherisches Öl von Flieder lässt sich nur mittels der CO2-Methode gewinnen und wird vor allem in der Kosmetikindustrie verwendet. Es wirkt entspannend, aber auch antibakteriell.
Gesammelt werden die Blüten in der Zeit von Mai bis Juni, auch Blätter und Rinde sollten im Frühjahr gesammelt werden. Die Erntezeit der Früchte folgt entsprechend später.
Beschreibung
Der Flieder mit seinen über 20 Arten (Züchtungen sind hierbei nicht enthalten) findet man meist als mehrstämmigen Strauch, aber auch als Baum vor. Er kann ungefähr 50 Jahre alt werden und eine Höhe bis 7 m erreichen. Es sind aber auch Zwerg-formen vorhanden. Fliedergewächse sind Tiefwurzler, haben ein sehr dichtes Wurzelgeflecht und vermehren sich auch über ausgebildete Wurzelausläufer. Die großen Rispenblüten bestehen aus vielen kleinen Einzelblüten, die vierblättrig sind, und aus denen sich nach Befruchtung die kapselförmigen Früchte entwickeln, die leicht beflügelt sind. Die Blätter des Flieders sind herzförmig oder auch spitz oval. Fressfeinde hat der Flieder kaum, da die Tiere durch die starken Bitterstoffe von einem Verzehr abgeschreckt werden. Dafür sind die wundervoll duftenden Blüten eine willkommene Nahrungsquelle und werden von vielen Insekten gern besucht.
Anwendung
* Fieber
* Verdauungsprobleme
* Blähungen
* Rheuma und Gicht
* Ischias
* Muskelkater
* Gelenkschmerzen
* Kopfschmerzen